Hans Schabus: »Laßnitz«

Hans Schabus’ (* 1970) Vorschlag kam per Brief, er lautete einfach: »Der Titel der Arbeit ist der Name des Flusses, den die Eisenbahnbrücke ursprünglich gekreuzt hat«. Hinter der knappen Beschreibung verbarg sich eine aufwändige Idee: Eine ausrangierte, aber intakte Brücke in gutem Zustand wird in die Grafschaft Bentheim transportiert und ohne Verkehrsanschluss über die Vechte gelegt werden. In Deutschland war eine passende Brücke nicht zu erhalten. Jedoch wird in der österreichischen Steiermark bei Deutsch-landsberg im Schienennetz der Graz-Köflacher-Bahnbetriebe im März 2012 ein passendes Bauwerk aus technischen Gründen abgebaut. Die österreichische Privatbahn überlässt Schabus die obergurtige Stahlfachwerkbrücke von 1903 unentgeltlich. Die Brücke wird »nur« durch zwei Schnitte an ihren Enden abgetrennt und dann auf eine 1.000 km lange Reise in ein anderes Land geschickt, in eine andere Landschaft. Am neuen Standort, im Dörfchen Ohne, kreuzt die österreichische »Laßnitz« dann die Grafschafter Vechte. Hans Schabus erklärt die Brücke zur Skulptur. Er stellt sie frei und streift ihren ursprünglichen Standort ebenso ab wie das Verkehrsnetz, an dem sie hängt. An ihrem neuen Standort steht die Brücke einfach nur da. Sie ist ohne verkehrstechnische Funktion und dennoch verbindet sie an dieser Stelle zwei Bundesländer miteinander. Der eine »Brückenfuß« steht in Niedersachsen, der andere in Nordrhein-Westfalen. Die Landesgrenze trennt und verbindet quer durch die Vechte genauso wie das Kunstwerk, das beide einerseits überwindet, aber andererseits für Besucher nicht begehbar ist.

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