Ohne - Dorf an der Vechte

(Aus: Blickpunkt aktuell, vom 5./6. Februar 1987)


Ohne und die umgehende Bauernschaft ist uralte Siedlung. Das Wildwasser der Vechte, das bei Ohne den dichten Wald durchbrach und an ihren Ufern Weideplätze freilegte, bot unsern Vorfahren alles, was sie für ihren Lebensunterhalt nötig hatten: Wohnplätze, Weiden für ihr Vieh und reichlich Gelegenheit zum Fischen und jagen.
Wohl erstmals 820 - zur Zeit Ludwigs des Frommen - ist von Ohne die Rede. Ludwig der Fromme gründete im Sachsenlande eine Anzahl von Kirchen und Kapellen; und eine von jenen soll dort gestanden haben, wo sich jetzt der Sandsteinquaderbau der Ohner Kirche erhebt. Diese Kirche wäre in ihren Anfängen somit eines der ältesten Gotteshäuser weit und breit. Den Namen "Ohne" erklärt Lehrer Volkers mit der Bezeichnung "Gottes Wohne" = Gottes Wohnung, woraus sich später der Name Ohne gebildet haben soll.
Ein Brand am Himmelfahrtstag 1757 hatte böse Folgen für das Kirchendach, den Turmhelm und das Dorf. 1764 ist der Sandsteinturm renoviert worden; das steht an ihm zu lesen. Die alte Kirche birgt einen besonders schönen Taufstein. Er besteht aus viereckiger Fußplatte, rundem Schaft und  einem runden Becken, ist 1,10 Meter hoch und hat einen Durchmesser von 84 Zentimetern. Auf den Fußplatten sitzen vier Löwen. Kunstvoll herausgearbeitete Ornamente legen Zeugnis ab von einem Meisterwerk Grafschafter Steinmetzarbeit.
Als Grenzland war unsere Grafschaft ein Gebiet des Durchgangshandels zwischen Holland und Deutschland, und das Dorf Ohne, an der hannoversch-westfälischen Provinzialstraße gelegen, war der gegebene Ort, um die durch die Grafschaft führenden Handelsrouten bei sich zu vereinigen. Zwei Linien, deren eine aus Nordholland der Länge nach durch die Grafschaft verlief, während die andere von Amsterdam über Bentheim nach Westfalen führte, berührten sich in Ohne. Das hatte zwar des öfteren Durchzug von Kriegsvolk und Brandschatzung zur Folge, gleichwohl nutzten Kaufleute Ohnes günstige Lage und gründeten dort Geschäfte, die, vom Transithandel beeinflußt, recht gut gingen.
Schließlich wurde Ohne Zollstation zwischen Westfalen und Hannover. An die Namen Brüggemann, Stoltenkamp, Snyders, Boermann, Groon, Koppelmann und Staggemeyer kann man sich vielleicht noch erinnern. Durch Bildung und -besitz verschafften diese Bürger dem Dorf Ohne einen guten Platz unter den ersten Orten der Grafschaft Bentheim und im nördlichen Westfalen.
1771 erhielt Ohne seine erste feste Vechtebrücke, und bald nach der napoleonischen Zeit wurde in Ohne eine der ersten Textilfabriken dieser Region erbaut. Begründer war Wessels Stoltenkamp, der sich die dazu notwendigen Kenntnisse in England erworben hatte. Auf dem Marktplatz in Ohne stand damals als Wahrzeichen des Handels und Verkehrs ein großer Kran.
Als andere Verkehrs- und Handelswege erschlossen wurden, ging die Zeit des Ohner Wohlstands zu Ende. Im Jahre 1851 trat Hannover dem Deutschen Zollverein bei, und das Zollamt Ohne wurde aufgehoben. Mit Eröffnung der Eisenbahnlinie Almelo-Salzbergen (1865) und dem folgenden Durchgangsverkehr Amsterdam-Berlin sowie mit anlegung neuer Landstraßen, die Ohne nicht berührten, hörte jeglicher Durchgangsverkehr und -handel auf. Der früher so lebhaft befahrene Dammweg Bentheim-Ohne-Rheine verödete, und der blühende Ort ging unaufhaltsam den Weg des Abstiegs. Die Nachkommen der Ohner Kaufleute verließen das Dorf, und nach und nach sind an ihrer Stelle Ackerbürger getreten, die von Hausgewerbe und Landwirtschaft lebten.
1883 ist die schöne Kirche erneuert worden. Am 12.Oktober 1883 gab es deswegen eine Festfeier, wozu Herr Pastor Vogel namens des Orts-Konsistoriums auch auswärtige Freunde eingeladen hatte.